Die Fairplay-Tour tanzt

Nach 860 Kilometern endete die 21. Radtour für ein vereintes Europa, Solidarität und Toleranz beim Jubiläumsfest der Lebenshilfe-Werkstätten in Trier.

Spaß muss sein! Vor allem, wenn man eine Woche lang den ganzen Tag im Fahrradsattel sitzt. Das dachte sich auch die Gruppe der sogenannten Vorfahrer bei der Fairplay-Tour durch die Großregion. Diese besonders fitten und erfahrenen Radfahrer sorgen dafür, dass Kreuzungen für den Tross der mehr als 300 Radler an Kreuzungen nicht anhalten muss. Denn müssten Teile des bis zu zwei Kilometer langen Lindwurms anhalten, könnten die Jugendlichen und ihre Betreuer nicht täglich rund 100 Kilometer mit Muskelkraft bewältigen. Der Ziehharmonika-Effekt wäre zu groß. Deshalb halten die Vorfahrer die Kreuzungen frei, bis alle Fairplay-Radler durch sind. Dann schwingen sich selbst wieder aufs Fahrrad und sprinten an allen vorbei zur nächsten Kreuzung.

Es spricht für sich, dass die Vorfahrer trotz ihres kräftezehrenden Jobs während der Tour-Woche abends noch die Energie aufbrachten, einen Tanz einzustudieren. Zu „Auf der Vogelwiese“ schwangen sie auch nach der Ziel-Ankunft der Fairplay-Tour am vergangenen Samstag beim 50-jährigen Jubiläum der Trierer Lebenshilfe-Werke das Tanzbein. Das war (noch) nicht synchron und vollendet im Takt, aber die Lacher hatte die Fairplay-Tour-Tänzer auf ihrer Seite.
Die 21. Fairplay-Tour durch die Großregion endet beim 50-jährigen Jubiläumsfest der Lebenshilfe-Werke in Trier
Bei aller Anstrengung und dem ernsten Hintergrund für ein vereintes, tolerantes und solidarisches Europa zu werben, der Spaß soll bei der Fairplay-Tour nicht zu kurz kommen. Spätestens als die Jugendlichen am Samstagnachmittag nach 860 Kilometern in acht Tagen im Schatten saßen, konnten alle über manches Erlebnis gelacht werden.

Das schönste? „Schlafen“, sagte Kevin Montelet wie aus der Pistole geschossen. Denn selbst 13-Jährige merken bei der Fairplay-Tour wie wichtig die Nachtruhe ist, um den Herausforderungen des nächsten Tages gewachsen zu sein. Manch einer, wie der Tour-erfahrene Linus Peters kam gut damit zurecht, mit 300 anderen Menschen in einer Turnhalle zu übernachten. „Ich konnte gut schlafen“, erzählte der 13-Jährige aus Konz. Seinem Freund Fabian Died fand es dagegen laut im Massenschlafsaal. Gegenseitig aufeinander Rücksicht nehmen war ebenfalls etwas, das alle lernen mussten, damit der ehrgeizige Etappenplan absolviert werden konnte.
Die 21. Fairplay-Tour durch die Großregion endet beim 50-jährigen Jubiläumsfest der Lebenshilfe-Werke in Trier.

„Wir hatten dieses Jahr eine sehr anstrengende Tour“, sagt Klaus Klaeren von der mit ausrichtenden Europäischen Sportakademie in Trier. „Es war nicht nur das Wetter, es waren auch lange Strecken und vom Profil her schwere Abschnitte in den Ardennen oder in Frankreich. Da waren ein paar ganz schön heftige Wellen drin. Und gleich am ersten Tag auf der Königsetappe von Polch nach Birkenfeld sind wir über den Erbeskopf gefahren. Das hieß vom tiefsten Punkt bei 80 Meter an der Mosel bis hinauf auf 816 Meter“, erzählte der 61-Jährige, der zusammen mit dem Jünkerather Lehrer Herbert Ehlen die Benefiz-Radtour zugunsten des rheinland-pfälzischen Partnerlandes Ruanda organisiert.
Und die Temperaturen? „Es war teilweise schon grenzwertig“, sagt Klaeren. „Aber auf dem Rad empfindet man die Hitze nicht so. Man hat den Fahrtwind, wir trinken viel und machen Pausen im Schatten.“ Etwa 16 000 Liter Sprudel und Wasser, dazu noch andere Getränke, so habe man überschlagen, seien während der Tour durch die durstigen Kehlen geflossen.

(Quelle: Trierischer Volksfreund, 02. Juli 2019)